Technik und Militär

Technikgeschichtliche Jahrestagung des VDI
Datum: 
Donnerstag, 7. März 2019 bis Freitag, 8. März 2019
Ort: 
Hannover
Deadline: 
Sonntag, 30. September 2018

Technik und Militär sind auf vielfältige Weise verflochten: Militär und Kriegführung bedienen sich technischer Entwicklungen, passen ihre Organisation und ihre Strategien diesen an und sind selbst Impulsgeber für Technik und Wissenschaft. Zahlreiche Technik- und Forschungsfelder – von der Atomkraft über die Weltraumfahrt und Computerentwicklung zur neuesten Drohnenforschung – dienten und dienen nicht nur der zivilen Technikentwicklung, sondern ebenso der militärischen. Diese Dual-Use-Problematik sowie die Erfahrungen der Destruktion durch zwei Weltkriege haben in Teilen der Natur- und Ingenieurwissenschaften zu einer kritischen Reflexion der Verantwortung als Wissenschaftler/innen oder Ingenieur/innen geführt. Zugleich ist Militärtechnik in Medien, Öffentlichkeit und in Technikvisionen omnipräsent: Technikzentrierte Geschichten und Mythen von Panzern, Flugzeugen oder Raketen prägen das öffentliche Bild von Militär und Technik und finden sich in Ausstellungen, populären Geschichtsdarstellungen und autobiografischen Erinnerungen ebenso wie in Fernsehen, Internet oder Videospielen.

Zwar liegen zu einzelnen Feldern wie zum Technikverständnis und den Militärtechniken während der zwei Weltkriege, zur Aufrüstung und Rüstungsforschung im NS sowie zur Technik im Kalten Krieg Forschungsergebnisse vor. Dennoch bleiben zahlreiche Fragen offen und insbesondere die wissenschaftliche Forschung zur gesellschaftlichen Wahrnehmung von Militärtechnik ist ein großes Desiderat und ein blinder Fleck der Technikgeschichte. Nach zurückliegenden Tagungen zu „Technik und Krieg“ sowie „Technik und Kalter Krieg“ stellt die kommende technikgeschichtliche Tagung des VDI daher „Militär und Technik“ und deren historisch extrem relevantes, aber selten explizit betrachtetes Wechselverhältnis in den Fokus. Sie stellt nicht nur engere Fragen zur Geschichte der Militärtechnik, sondern lädt dazu ein, Militär und Technik aus verschiedenen kultur-, medien-, wirtschafts- und technikhistorischen Perspektiven zu betrachten. Besonders willkommen sind Beiträge zu folgenden Themenfeldern:


1. Ingenieure und Offizierskorps

Welche Rollen spielten Ingenieure sowohl innerhalb als auch außerhalb des Militärs bei der Entwicklung von Militärtechnik? Welchen Status hatten technische Experten innerhalb der militärischen Befehlshierarchien und wie finden Wissensflüsse zwischen Militär und Gesellschaft statt? Wie gingen Ingenieure mit der Frage der Militärtechnik um? Welche Karrieremöglichkeiten, Grenzen, Konflikte und Beispiele gibt es hierzu aus verschiedenen Epochen?

2. Militärtechnik und Rüstung

Wie wurden technische Innovationen und Entwicklungen im Spannungsfeld und Netzwerk von Wirtschaft, Militär und Politik gefördert oder gehemmt? Lassen sich Beispiele eines militärisch-industriellen Komplexes nachweisen und wer – welche Firmen, Berufsgruppen, Orte oder Regionen – profitierte von der finanziellen Förderung der Militärtechnik? Gibt es eine militärische Konstruktion der Technik und wie wirken gesellschaftliche Debatten und Einflüsse auf das Militär und sein Technikverständnis zurück? Und im engeren Sinne: Welchen Einfluss hatte Technik bei der Formulierung neuer Strategien der Land-, See, oder Luftkriegführung? War das Militär technikfern oder gar technikfeindlich und verharrte in alten Traditionen oder war es entscheidender Förderer neuer Technologien wie etwa des Computers, des Flugzeugs oder der Eisenbahn etc.?

3. Technikbilder, Moral und Mythen

Wie wird Militärtechnik wahrgenommen, gedeutet und gesellschaftlich angeeignet, gefördert oder gar kritisiert? Wie gingen Akteure der Technik mit der Dual-Use-Problematik um und welche rechtlichen oder moralischen Grenzen der technischen Entwicklung gab es? Welche Mythen der Technik wurden genutzt um Militärtechnik zu legitimieren und zu deuten? Welche Vorstellungen und Phantasmen der militärischen Überlegenheit/Unterlegenheit, der Stärke/Schwäche wurden mit neuen Techniken verbunden? Wie wurden politische und auch moralische Fragen der Entwicklung und Verwendung von Militärtechnik (ABC-Waffen), des Einsatzes verbotener Kampfmittel oder der Proliferation von Waffentechnik an Drittstaaten gesellschaftlich und politisch diskutiert und verhandelt?

4. Museen und Erinnerungsorte

Wie wird Militärtechnik historisch repräsentiert und ausgestellt? Wie gehen Gesellschaften mit der Rolle des Militärs und seiner technischen Vernichtungspotentiale um? Welche historischen Problemkonstellationen, Konflikte und blinde Flecken, aber auch Lösungen und Antworten lassen sich im Erinnerungsdiskurs von Technikmuseen, Gedenkstätten oder ehemaligen Stätten der Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit feststellen?

 

Die Tagung findet im Historischen Museum Hannover statt.

Vortragsangebote inklusive CV bitte als max. zweiseitiges Abstract bis zum 30.09.2018 an c.kehrt@tu-bs.de. Die Reise- und Übernachtungskosten der Referent/innen werden vom VDI übernommen.