Festakt an der Universität Potsdam
Markus Pöhlmann
Miszelle
Veröffentlicht am: 
18. März 2013

Der Inhaber des Lehrstuhls für Militärgeschichte/Kulturgeschichte der Gewalt an der Universität Potsdam, Prof. Dr. Bernhard R. Kroener, ist am Donnerstag, 14. März 2013, in einem Festakt verabschiedet worden. Kroener, der langjähriges Mitglied des Arbeitskreises Militärgeschichte ist, hat den Lehrstuhl gegründet. In Grußworten würdigten die Brandenburgische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Sabine Kunst, sowie die Vertreter der Universität Potsdam das Wirken Kroeners als Lehrer und Dekan.

Bernd Wegner, Professor für Neuere Geschichte an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg und langjähriger Freund und Kollege des Geehrten, sprach die Laudatio. Dabei wies er auf die ungewöhnliche Bandbreite des Forschungsinteresses bei Kroener hin, das von der frühneuzeitlichen Sozialgeschichte bis zur personellen Rüstung im Nationalsozialismus reiche. Die Souveränität, mit der Kroener Jahrhunderte europäischer Geschichte meistere, habe ihn selbst immer wieder beeindruckt. Wegner charakterisierte den Geehrten als einen heute nur noch selten anzutreffenden Gelehrtentyp im besten Sinne.

Danach boten Paul Fröhlich, Alexander Kranz, Sebastian Szelat und Katharina Wehr, die vier Mitarbeiter des von Bernhard Kroener geleiteten DFG-Projektes „Diensttagebuch Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres 1938-43“ einen launigen Einblick in den Alltag historischer Editionsarbeit. In dem dabei eingespielten Videobeitrag wurde auch deutlich, wie eng Kroeners Arbeit mit dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt verbunden war, dem er selbst mehrere Jahre angehörte.

Die Festschrift unter dem programmatischen Titel „Das ist Militärgeschichte!“ überreichten anschließend seine beiden Schüler Christian Th. Müller und Matthias Rogg. Kroener selbst schloss die Veranstaltung mit einem knappen Rückblick auf seine universitäre Tätigkeit und sein Selbstverständnis als Militärhistoriker.

Für eine abschließende Würdigung des wissenschaftlichen Wirkens ist es sicher noch zu früh, weil der Geehrte keine Anzeichen an den Tag legte, mit der Verabschiedung nun auch seine wissenschaftliche Arbeit abzuschließen. Man wird von Bernhard Kroener also hoffentlich noch zu hören und zu lesen bekommen.

Viele Aspekte seines Wirkens bleiben bei einer derartigen Veranstaltung naturgemäß nur unzureichend gewürdigt. So hat Kroener auch großen Anteil an der Entwicklung des Arbeitskreises Militär und Geschichte der frühen Neuzeit, der heute eine wichtige Rolle im militärgeschichtlichen Netzwerk spielt. Auch die ganze Geschichte der Gründung des Lehrstuhls wird noch bei anderer Gelegenheit zu erzählen sein. Die Erfolgsgeschichte, als die dieser wissenschaftliche Gründungsakt dargestellt wurde, ist es nämlich durchaus nicht gewesen. Tatsächlich hat schon das Thema Militärgeschichte und der Umstand, dass es sich anfänglich um eine Stiftungsprofessur des Bundesministeriums der Verteidigung gehandelt hat, in Potsdam und Brandenburg auch zu ideologischen Reflexen, ja offenen Anfeindungen geführt. Bei der Gründung des Studiengangs „Military Studies“ 2007 waren ähnliche Reaktionen noch einmal zu beobachten. Wirkung haben sie keine gezeitigt und daran hat die beharrliche Überzeugungsarbeit, die der Rheinländer Kroener in den akademischen und wissenschaftspolitischen Gremien geleistet hat, wichtigen Anteil.

Was bleibt ist der Blick auf die Zukunft des Lehrstuhls. Mit Christian Th. Müller steht inzwischen ein Lehrstuhlvertreter in den Startlöchern. Es ist zu hoffen, dass die Neubesetzung nicht durch Spardiktate kritisch verzögert wird. Wer der Laudation von Bernd Wegner aufmerksam zugehört hat, hat auch seine generelle Warnung vor einer konzeptionellen Verflachung der Militärgeschichte in Richtung auf eine allgemeine Gewaltgeschichte wohl vernommen. Diese Warnung wird auch bei der Neubesetzung zu berücksichtigen sein. Der Umstand, dass der Potsdamer Lehrstuhl bislang der einzige seiner Art in Deutschland ist, darf hier nicht zur Nachlässigkeit bei einer klaren und zukunftsfähigen Profilierung verleiten. Diese kann nur Epochen übergreifend sein und in ihr muss auch der Kern des militärischen Handelns, der Krieg, in seinen Voraussetzungen, Praxen und Folgen eine adäquate Berücksichtigung finden.

 

 

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