Militärpsychiatrie

Tagungsankündigung
Nachdem sich die Forschung der Behandlung und Versorgung von psychischen Kriegsversehrten in den letzten Jahren angenommen hat, stellt diese Tagung zeitgenössische Nervendiskurse in Militär, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft in den Mittelpunkt und möchte deren Wechselwirkungen als auch deren praktische Konsequenzen für die Zeit von 1900 bis 1933 untersuchen. Die Tagung geht davon aus, dass Nerven als Chiffre und Konstrukt zu verstehen sind, mit denen Identitäten verhandelt wurden. Entsprechend thematisiert die Tagung sowohl die zeitgenössischen Nervendiskurse in Wissenschaft, Militär, Politik und Öffentlichkeit wie auch individuelle und kollektive psychische Mobilisierungs- und Leidenserfahrungen. Der räumliche Schwerpunkt liegt dabei auf Deutschland, das im europäischen Kontext analysiert wird.
Miszelle
Demobilization, Trauma and Postwar Readjustment in Late Stalinist Leningrad
Von: 
Robert Dale
Leningraders meet tghe first echelon with demoblized Red Army soldiers
In the summer of 1945 millions of demobilized Red Army soldiers began returning home after four long years of industrialized warfare. In the next three years over 300.000 veterans would return to Leningrad, a war-ravaged city with a particularly traumatic wartime experience. This paper explores an extreme case of the difficulties of demobilization, and the challenges of adapting to civilian life experienced by returning veterans. Despite the disorientating and destabilizing process of adjusting to peace, Leningrad’s veterans proved remarkably adaptable and resilient in the face of the many obstacles put in their way.
Aufsatz
Von: 
Christine Van Everbroeck

During the First World War, Belgian alienists were thoroughly aware of the pathological impact of the war on the mental and nervous equilibrium of the fighting soldiers. But in spite of a full understanding of the extent of the phenomenon Belgian psychiatry did not evolve and its treatments remained unchanged.

Aufsatz
Von: 
Julia Barbara Köhne
Behandlung eines Kriegsversehrten
Männliche „Hysterie“ präsentierte sich zur Zeit des Ersten Weltkriegs erstmalig in Gestalt der „Masse“. Um die zahlreichen und mit vielgestaltigen Symptomen auftretenden „Kriegshysteriker“ zu charakterisieren, bedienten sich Militärpsychiater Bilder der „Masse“, wie sie seit Ende des 19. Jahrhunderts in der Massenpsychologie erdacht wurden. Hierdurch wurde die Gefährdung für die militärische Ordnung rationalisiert, welche die Kriegshysteriker angeblich ausstrahlten. Auch die frühe Kriegspsychologie fragte nach der Beziehung von Soldatenindividuum und dem Heereskollektiv, das durch „hysterische“ Frontsoldaten in den Zustand der „Masse“ umzukippen drohte.
Aufsatz